Die Norm EN 619:2022 Stetigförderer und Systeme – Sicherheitsanforderungen an mechanische Fördereinrichtungen für Stückgut ist eine Typ-C-Normen (Maschinensicherheitsnormen) und ist bereits zur Maschinenrichtlinie 2006/42/EG harmonisiert. Somit wurde die bisherige Norm EN 619:2002+A1:2010 Stetigförderer und Systeme - Sicherheits- und EMV-Anforderungen an mechanische Fördereinrichtungen für Stückgut ersetzt.

Dadurch wir uns täglich bei verschiedensten Projekten mit mechanische Fördereinrichtungen für Stückgüter auseinandersetzten dürfen, möchten wir Ihnen die wichtigsten Änderungen näherbringen.

Gegenüber EN 619:2002+A1:2010 wurden unter anderem folgende Änderungen vorgenommen:

  • Erweiterung des Anwendungsbereichs: Teleskopförderer, Sorter, vertikaler Weichenförderer, Check-in-Förderer, Gepäckausgabeförderer und Schienen-Bodenbahnen wurden hinzugefügt.

    Die Norm ist nicht anzuwenden für Stetigförderer und Systeme, die unter Tage bzw. im öffentlichen Bereich eingesetzt werden, sowie für Luftfahrt-Bodengeräte. Für öffentliche Bereiche werden in diesem Dokument nur Gepäckausgabekarusselle und Check-in-Förderer für Flughäfen behandelt.
  • Einführung eines Bereichskonzepts:

    Die neue EN 619 kann mithilfe des Bereichskonzeptes die Fördereinrichtungen in öffentliche Verkehrsbereiche, Arbeitsplätze, eingeschränkt zugängliche und Gefahrenbereiche unterteilt werden. Die Sicherheit an Übergabestellen und zu den Gefahrenbereichen können ausführlicher behandelt werden, sowohl für transportierte Güter als auch für Personen. Dementsprechend wurden die Größe der Übergabeöffnungen und Schutzeinrichtungen, welche den Zugang zu den Gefahrenbereichen einschränken, neu festgelegt und detaillierter spezifiziert.


    Abbildung 1 Bereichskonzept

    Legende:

    Weißer Bereich öffentlicher Bereich des Passagierterminals (Flughafen, Hafen)
    Grüner Bereich Arbeitsplatz / Verkehrsbereich
    Blauer Bereich Wartungsbereich
    Roter Bereich Gefahrbereich
    A Ein-/Ausschleusstelle vom Arbeitsplatz/Verkehrsbereich zum Wartungsbereich
    B Ein-/Ausschleusstelle vom Wartungsbereich zum Gefahrbereich
    C Ein-/Ausschleusstelle vom Arbeitsplatz/Verkehrsbereich zum Gefahrbereich
    D Ein- /Ausschleusstelle vom öffentlichen Bereich zum Wartungsbereich
    E Ein- /Ausschleusstelle vom öffentlichen Bereich in den Gefahrbereich


    Unter anderem definiert das Bereichskonzept maximal zulässige Geschwindigkeiten in den verschiedenen Bereichen in Abhängigkeit vom Gewicht:

    Tabelle 1 Maximal zulässige Geschwindigkeit in den verschiedenen Bereichen für Stückgut innerhalb des Stetigförderers


     

  • Eine Liste der erforderlichen Performance Levels für sicherheitsbezogene Teile von Steuerungen wurde hinzugefügt.
    Beispiele:
    - Sicherheitsgerichteter Halt durch Verriegelung von Türen oder Schutzeinrichtungen zum 
      Gefahrbereich ⇒ PLr
    - Not-Halt-Funktion ⇒  PLr
    - Sicherheitsgerichteter Stopp des Querverschiebewagens am Ende des Fahrwegs:
    • Puffer für 100 %, Keine Steuereinrichtungen erforderlich = kein PLr

    • Ohne Puffer oder < 100 %, System zur Geschwindigkeitsüberwachung, Bremsbetätigung und Lagemessung = PLr d

      „Puffer“: Die Puffer nehmen die Energie der Fahrbewegung im Fehlerfall auf.

Sind Fragen zu diesen Änderungen entstanden oder möchten Sie überprüfen, ob die diese Änderungen Auswirkungen auf Ihr Projekt haben – dann können wir Sie gerne unterstützen!

 

EN 619:2022 Stetigförderer und Systeme